Liebe Gäste!
Die Kunstsammlung zeigt in ihrer zehnten Ausstellung bevorzugte Bildmotive von Ursula Schultz-Spenner. Es sind ungewöhnliche Ausschnitte der Eiderstedter Küstenlandschaft, Spiegelungen in Priel und Sandwatt, Momentaufnahmen festgehalten mit verschiedenen Maltechniken. Daneben sind von sieben weiteren Künstlern unserer Sammlung beispielhaft Bilder zu sehen, die das Thema der Ausstellung „Blau“ aufgreifen. Schon immer haben Menschen die Symbolik der Farben genutzt. Blau steht für Weite und Tiefe, für Ausgeglichenheit und Vertrauen.
Frau Schultz-Spenner fragte mich, warum ich für die Vorstellungsplakate gerade ihr Selbstbildnis ausgesucht hätte, das sie nachdenklich und konzentriert zeige. Darauf erwiderte ich, dass ihre Bilder genau dieses widerspiegeln: Keine rein realistische Malweise, kein Sammelsurium von Eindrücken, es ist die Konzentration auf den Bildausschnitt aus ihrem Blickwinkel, die Wahrnehmung der Körperlichkeit der Dinge, der Landschaft. So stellt ihr Selbstportrait nicht, wie oft üblich, eine dem Betrachter zugewandte Frau dar, sondern sie scheint versunken in ihren Schaffensprozess zu sein, über den sie immer und immer wieder nachdenkt und zu einem guten Abschluss führen will.
So scheint mir ihre jetzige Malweise, die Öl-Monotypie, eine für die eben beschriebene Seite der Künstlerin passende zu sein. Die Dichte, die Raum einnehmenden Objekte und die über die Realität hinausgehenden Lichtspiegelungen / Gedankenspiegelungen zwingen den Betrachter auch vom Ganzen zum Detail und wieder zum Ganzen zu gehen und so den Eindruck zu haben, als könne man das Bild verstehen, ergründen es lange Zeit um sich haben und sich dabei wohl fühlen. Hier in der Galerie als auch in der Kunstsammlung können sie die Bilder von Nahem und von Weitem betrachten, sie dürfen sich Zeit lassen, denn Bilder wollen nicht nur als Abbildungen zweidimensional gesehen, sondern auch in ihrer Körperlichkeit, in ihrer Tiefe erfahren werden. Bei den Bildern von Frau Schultz-Spenner scheinen die Glanzlichter auf den Wellenspritzern uns entgegenzuspringen, die Spiegelungen uns zurücktreten lassen, um sie besser einordnen zu können, die schwere Dichte der Reethalme die darunter befindliche Feuchtigkeit erahnen lassen.
Dass ihre Bilder uns anrühren, kommt sicherlich auch daher, dass ein typischer Landschaftsausschnitt, ein exemplarischer Moment des Geschehens – Drachen – Sandsturm – leichte, spiegelnde Wellen – aufschäumende Gischt am Felsen – für das Ganze herhält. Aus der Erfahrung wissen wir, dass der Mensch stets versucht, sich aus Teilen ein Ganzes zusammen zu setzen, ein Teil als ein Teil eines besonderen Ganzen erkennen will. Und unsere Erinnerungen erkennen die Motive mit denen wir Gefühle, Situationen, Begebenheiten, Erfahrungen verbinden, wieder. Waren sie positiv, werden wir auch das Bild positiv bewerten.
Die kühlere Farbe Blau spielt dabei eine bedeutende Rolle. Sie ist ja nicht nur die Farbe des Himmels und des Wassers. Blau wirkt frisch, beruhigend und entspannend, wirkt sich sogar positiv auf Herzfrequenz und Blutdruck aus, wirkt schmerzlindernd. Blau steht für Vertrauen, Produktivität und Sympathie. Natürlich kommt es auf die Farbnuancen, die Farbintensität und die Farbumgebung an. Gekonnt im Bild eingesetzt kann sie Freundlichkeit, Sanftmütigkeit, Sensibilität ausdrücken: zum Beispiel beim Bild der blau ummantelten Madonna, beim Blick auf den ruhigen See, beim Blick auf die bunten Drachen in unserem klaren, blauen Nordseehimmel.